Gestern war nach langer Zeit wieder mal ein Regentag. Überraschenderweise war an den Futtersäulen so viel los, wie schon lange nicht mehr. Dann habe ich mich extrem gewundert, wieso jetzt plötzlich Vögel das Futterhäuschen unter dem Balkon anfliegen, wo nie ein Vogel rein wollte. Das kam mir schon komisch vor. Dann kam ein „Schwarm“ von 6 Kohlmeisen gleichzeitig, und ich wunderte mich weiter. Als sich dann mehrere Kohlmeisen ins regengeschützte Futterhäuschen setzten, wunderte ich mich, wie blass sie in der Farbe waren. Da sie aber offensichtlich total aufgeplustert und kugelrund waren, dachte ich, die Farbe wirke deshalb blasser. Erst als mir auffiel, wie schmal und dünn der schwarze Streifen am Bauch war, fiel bei mir endlich der Groschen! Offensichtlich hat ein Kohlmeisenpaar ihre Jungen an den Futterplatz mitgebracht. Wie soll ich denn da drauf kommen, wenn die aufgeplusterten Federbälle größer aussehen als die ausgemergelten, von der Brut und Jungenaufzucht sichtlich gezeichneten Eltern!
Hier konnte man dann zwar einerseits sehen, dass die Jungen – die aber offensichtlich bereits selber fliegen können und aus dem Gröbsten raus sind (ich kenne mich zu wenig aus als dass ich sagen könnte, ob es noch zu früh für Körnerfutter wäre) – mit dem angebotenen Körnerfutter gefüttert werden, aber dass die Vögel offensichtlich wirklich sehr dankbar waren, an diesem Tag keine weiten Strecken durch den starken Regen zurücklegen zu müssen. So haben sie die Jungen einfach mitgebracht und mussten jeweils nur wenige Meter fliegen, um sie zu versorgen. In diesem Fall sieht man, wie man ihnen mit der Ganzjahresfütterung auch helfen kann. Dass ich sie vorher nicht mit der ganzen Familie gesehen habe und auch heute, wo das Wetter wieder besser ist, noch nicht, zeigt doch, dass sie das Angebot zwar dankbar nützen, wenn sie es brauchen, aber es sonst doch vorziehen, den Jungen das Fressen auf die natürliche Art beizubringen.
Es ist mir dann auch dieses Video gelungen, wo man sieht, wie die Vögel von einem Elternteil gefüttert werden. Die letzten paar Sekunden zeigen noch eine junge Kohlmeise in Großaufnahme, bei der man sieht, wie blass-gelb die Farbe und wie schmal der schwarze Streifen am Bauch ist.
Ansonsten tut sich in der letzten Zeit erstaunlich viel. Nachdem die Stare ja zeitweise schon 2 1000-ml-Energiekuchen pro Woche gefressen und dabei einen mords Saustall veranstaltet haben (musste beim Unkraut jäten erst mal eine ganze Schicht Fettmasse vom Boden kratzen, die teilweise schimmelte), habe ich mich entschlossen, mit dem Fettfutter jetzt erst mal aufzuhören.
Die Stare sind seither viel weniger geworden, manchmal kommt noch einer, um an der Futteräule zu fressen, aber es sind nicht mehr den ganzen Tag Stare da.
Dafür ist plötzlich sonst wieder viel mehr Betrieb! Nachdem eine zeitlang ja nur noch Kohlmeisen, Blaumeisen und Stare da waren, wird die Artenvielfalt jetzt wieder deutlich größer. Vielleicht waren ja viele Arten beim Brüten und haben ihre Jungen mit natürlicher Nahrung ernährt?
Der Buntspecht kommt immer noch mehrmals täglich, ich habe ihn Chuck getauft, weil sein unverkennbarer Ruf eben wie ein lautes „Chuck!“ klingt. Er klingt zwar ähnlich wie das Tschilpen der Spatzen, ist aber nicht nur lauter, sondern auch viel markanter. Außerdem tschilpt er nicht herum, sondern ruft immer nur kurz und bündig: „Chuck“. Also quasi: „Hier kommt der Chef!“ Man hört ihn echt lange bevor man ihn sieht und weiß sofort, wenn er da ist. Erst beobachtet er den Futterplatz lange vom Baum aus und hüpft darin herum, erst wenn er sich lange genug vergewissert hat, dass kein Feind in der Nähe ist, kommt er an die Futtersäule, frisst dann aber immer sehr lange.
Buntspecht
Für ihn bzw. Vögel seiner Größe sind diese Kombi-Arme für die Futtersäulen wirklich praktisch, weil er auf den kleinen Sitzringen wenig Platz hat. Der Buntspecht kann sich damit zwar relativ gut arrangieren, die Stare z.B. haben mehr Probleme, sich darauf zu halten.
Die Stiglitze waren lange nicht mehr da, und ich dachte schon, das sei es für heuer gewesen, seit einigen Tagen kommen aber mindestens 2 wieder regelmäßig mehrmals täglich.
Was mich am allermeisten gefreut hat, ist, dass ENDLICH auch die Spatzen die Futtersäulen kapiert haben, denn das ist wichtig für den kommenden Winter. Da bei uns im Winter ja meist Schnee liegt, ist eine Bodenfütterung fast nicht möglich – ganz abgesehen von den Katzen. Das hängende Futterbrett haben sie übrigens bisher nicht angenommen. Aber da sie die Säulen endlich kapiert haben und sich damit jetzt auch wohl zu fühlen scheinen, ist der Winter für sie auch gesichert. Spatzen hat man ja auch eine zeitlang kaum noch gesehen, obwohl sie Ende Winter sehr zahlreich und sehr präsent waren. Auch da könnte man denken, dass sie während der Brutzeit verschwunden sind. Ob es vielleicht schon die Jungvögel sind, die die Futtersäulen entdeckt haben und deshalb plötzlich so viel Betrieb ist???
Rar hingegen machen sich derzeit die Blaumeisen, ich habe ewig keine mehr gesehen, in den letzten Tagen ganz selten mal eine einzelne. Genauso ist es immer noch mit den Tannenmeisen. Ob die gerade brüten??? Die Tannemeisen sind ja schon ziemlich lange verschwunden, die Blaumeisen hingegen waren noch lange danach da.
Besonders schön finde ich derzeit auch, dass man nicht nur immer EINEN Vogel an einer Futtersäule sieht, sondern mitunter schon zwei oder drei Stück gleichzeitig, oft sogar von verschiedenen Arten. Gestern kam es mehrmals vor, dass ein Spatz, eine Kohlmeise und ein Stiglitz gleichzeitig an der selben Futtersäule gefressen haben. Es ist auch ein lustiges Bild, wenn der Buntspecht frisst und auf der anderen Seite der Säule ein im Vergleich dazu winziger Stiglitz sitzt.
Dass es eine gute Idee war, die Futtersäulen stehen zu lassen, zeigt mir, wie lange die Spatzen gebraucht haben, um sich daran zu gewöhnen. Jetzt kennen sie das System und den Platz, haben das Misstrauen verloren und werden im Winter von Anfang an dort fressen können.
Momentan stehen die Futtersäulen ja für die Vögel extrem günstig, nämlich nur in geringem Abstand zum hohen Baum (inzwischen vermute ich übrigens, dass es eine Scheinzypresse ist…) und zur Magnolie, allerdings in einem sehr steilen Hang. Bei Schnee kann ich diesen Standort nicht so belassen, da muss mir für den Winter noch was zugänglicheres einfallen, und ich hoffe, dass sich die Vögel dann relativ schnell umgewöhnen lassen.
Übrigens habe ich mich sehr gefreut, dass inzwischen auch einige Kommentare gekommen sind und möchte mich entschuldigen, dass ich aufgrund einer gerade turbulenten Zeit nicht gleich darauf geantwortet habe. Trotzdem haben sie mich deswegen nicht weniger gefreut!!!